Projektbeschreibung
Bei Menschen mit einer Demenzerkrankung kommt der Prävention komplizierter Verläufe grosse Bedeutung zu. BPSD, Stürze, Unruhe, Verweigerung von Pflege oder Nahrung und in der Folge Spitaleintritte belasten Menschen mit Demenz, ihre Angehörigen und das Gesundheitssystem. Wir begleiten Menschen mit Demenz mit hohem Risiko für komplizierte Verläufe in den drei Settings APH, alterspsychiatrische Klinik und häuslicher Pflege.
- Prävention schwerer Verläufe bei Menschen mit Demenz
- Frühzeitige Erkennung und Behandlung von Beschwerden
- Kompetenzerweiterung für Betreuende und Fachpersonen die mit Menschen mit Demenz arbeiten
- Vernetzung zwischen Spitex, Alterspsychiatrie und Pflegeheimen
- Fallbezogener Unterstützungsbedarf (vor Ort und digital)
- Vereinheitlichung von Abläufen, Standards und Prozessen
Teilprojekte
Im ersten Teilprojekt (TP1) werden Mitarbeitende der drei Settings über ein System aus internen Multiplikator*innen und begleitenden Expert*innen entsprechend den Empfehlungen insb. aus der Nationalen Demenzstrategie geschult.
- Die Kompetenzen der Mitarbeitenden aller Bereiche und Qualifikationsstufen im Umgang mit Menschen mit einer Demenzerkrankung werden erweitert
- Die Kompetenzerweiterung erfolgt angepasst an die Situation und die Bedürfnisse in der jeweiligen Institution
- Die Kompetenzerweiterung bezieht Strukturen und Prozesse ein und ist damit auf Nachhaltigkeit ausgelegt
Wie wirkt DeKoMo?
Demenzerkrankungen stellen eine erhebliche Belastung für die Ressourcen des Gesundheitswesens dar. Laut Alzheimer Schweiz machen Betreuungs- und Pflegeleistungen den Grossteil der geschätzten jährlichen Gesundheitskosten von 11 Milliarden Franken in der Schweiz aus. Die Komplexität der Versorgung wird zusätzlich dadurch erhöht, dass Demenz häufig mit weiteren somatischen Erkrankungen wie Mobilitätseinschränkungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergeht. Auch psychiatrische Komorbiditäten wie Depressionen oder Substanzkonsumstörungen sind keine Seltenheit und verschlechtern den Krankheitsverlauf erheblich. Erschwerend kommen verhaltensbezogene und psychologische Symptome der Demenz (BPSD) sowie das Delir hinzu, die den klinischen Verlauf weiter verkomplizieren und eine besonders herausfordernde Betreuung bedeuten.
Im Rahmen von DeKoMo wurden drei Handlungsfelder identifiziert, um die Demenzversorgung zu optimieren.
Kompetenzerweiterungen
Die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Komorbiditäten einer Demenzerkrankung ist von entscheidender Bedeutung, um negative und ressourcenintensive Folgen wie Stürze, beschleunigten kognitiven Verfall, unangemessene Medikation und häufige Krankenhauseinweisungen zu vermeiden. Die Wissenschaft hat gezeigt, dass bereits kurze schulische Programme für das Pflegepersonal positive Auswirkungen auf das Wissen und die Selbstwirksamkeit im Umgang mit Menschen mit Demenz haben, weshalb der Kompetenzerweiterung bei uns grosse Bedeutung zukommt.
Vernetzung von Schnittstellen
Ein wesentliches Hindernis in der Demenzversorgung liegt in der unzureichenden Kontinuität der Pflege. Dies ist vor allem der Fall, wenn eine Person mit Demenz das Setting wechseln muss (bspw. vom Alters- & Pflegeheim in die Alterspsychiatrie). Die nicht-standardisierte und teilweise lückenhafte Übermittlung kritischer Informationen erschwert die Behandlung. Mit DeKoMo wollen wir die verschiedenen Settings miteinander vernetzen und helfen, den Informationsaustausch zu verbessern.
Fallbezogener Unterstützungsbedarf
Es ist anzunehmen, dass trotz den obigen Massnahmen Betreuungspersonen weiterhin mit einigen komplizierten Fällen konfrontiert sind, bei denen man an die Grenzen der Möglichkeiten stösst. In diesen Fällen bietet DeKoMo ein fallbezogener Unterstützungsbedarf durch regelmässige, interprofessionelle Fallbesprechungen mit Pflegeexpert*innen.
Fallbeispiele

Herr Müller
Diagnose: Demenz bei Alzheimer-Krankheit
Herr Müller ist ein 85-jähriger, ehemaliger Bäcker. Dank seiner Ehefrau und Besuchen durch die Spitex wird er trotz einer fortgeschrittenen Demenz zuhause versorgt. In den letzten Nächten will er jeweils im Pyjama zur Arbeit gehen. Die Ehefrau und die am nächsten Tag eintreffende Spitex verweisen auf seine Berentung und die verkaufte Bäckerei. Herr Müller kann dies nicht akzeptieren und schreit. In der folgenden Nacht bedroht er seine Frau. Mit der Polizei wird er in der alterspsychiatrischen Klinik vorgestellt und aufgrund der vorbeschriebenen wiederholten Gewalttätigkeiten im Intensivbehandlungszimmer mit Neuroleptika behandelt. Da die Ehefrau nun Angst vor ihm hat, kann Herr Müller nicht zurück in die häusliche Pflege. Aufgrund fehlender «Ferienbetten» dauert die Platzierung in einem Alters- & Pflegeheim Wochen und das schliesslich gefundene Heim bedeutet eine einstündige Busfahrt für die Ehefrau.
Handlungsfelder DeKoMo
- Früherkennung von Symptomen
Betreuende Fachpersonen der Spitex werden vom DeKoMo Team darin geschult, klinisch relevante Veränderungen rasch zu identifizieren, um im besten Fall präventiv zu handeln, bevor sich die Situation verschärft. So hätte im Fall von Herrn Müller die Fachperson der Spitex frühzeitig erkannt, dass das nächtliche Wandern ein Zeichen von Unruhe oder Desorientierung bezüglich der Zeit und Situation sein könnte.
- Fallbezogener Unterstützungsbedarf
Hätten in der Weiterführung des Fallbeispiels die neu erworbenen Kompetenzen der Spitex-Fachperson auch nicht ausgereicht, um Herrn Müller zu beruhigen, kann durch die DeKoMo -Fachexpertin oder der Fachexperte pro Kanton kontaktiert werden und nach einer gemeinsamen Lösung gesucht werden.
- Vernetzung
Diese Betreuungsperson der Spitex hat zusätzlich durch ihre Arbeit im kantonalen DeKoMoNetzwerk einen guten Kontakt zu Langzeitpflegeinstitutionen und eine Verlegung von Herrn Müller in ein Pflegeheim kann frühzeitig angesprochen und geplant werden.
News
Hier finden Sie unseren aktuellen Projekt Flyer zum Herunterladen.
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Unser Netzwerk
Unser Netzwerk in den Kantonen Bern und Zürich wird lokal aufgebaut und besteht jeweils aus einer Alterspsychiatrie, Alters- und Pflegeheimen sowie lokalen Spitex-Betrieben. Gemeinsam begleiten diese Netzwerke den Gesundheitspfad von Menschen mit Demenz.
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Wie kann man Teil von DeKoMo werden?
DeKoMo ist Ihr Partner für eine kompetente, alltagsnahe und vernetzte Demenzbetreuung.
Ablauf für beteiligte Institutionen
In einem ersten Schritt bauen wir ein Start-Netzwerk im Kanton Bern und Zürich auf. Wir planen im Projektverlauf eine Ausweitung der Start-Netzwerke.
Gemeinsam identifizieren wir mit diesen Netzwerkpartnern die Handlungsfelder in Ihrer Organisation, in denen Kompetenzen gezielt erweitert und Prozesse verbessert werden können.
Es handelt sich hierbei um Institutionen aus dem Gesundheitsbereich – z. B. Spitex-Dienste, Pflegeeinrichtungen, Psychiatrische Kliniken.
Wenn Ihre Organisation Interesse an einer zukünftigen Zusammenarbeit hat oder weitere Fragen zum Projekt, empfiehlt sich die direkte Kontaktaufnahme mit der Projektleitung.
Vision DeKoMo
DeKoMo schafft bis 2028 ein Modell für ein nachhaltiges, regionales und settingübergreifendes Netzwerk, das durch gezielte Massnahmen das Risiko von komplizierten Krankheitsverläufen und vermeidbare Settingwechsel bei Menschen mit Demenz vermindert.
Dieses Netzwerk:
- Verbindet Alterspsychiatrien, Alters- und Pflegeheime und Spitex-Organisationen in den Kantonen Bern und Zürich durch gemeinsame Standards, regelmässigen und fallbezogenen Austausch und digitales Monitoring.
- Befähigt Fachpersonen im Umgang mit Menschen mit Demenz und der Beratung ihrer Angehörigen durch praxisnahe Kompetenzentwicklung und evidenzbasierte und konkrete Handlungsempfehlungen.
- Nutzt Technologien und Assessmentinstrumente für ein kontinuierliches, settingsübergreifendes Monitoring, um kritische Situationen frühzeitig zu erkennen und vorzubeugen.
- Schafft durch nachgewiesene Wirkung und Kosteneffizienz mit standardisierten Prozessen die Grundlage für eine Zertifizierung und dauerhafte Finanzierung für die schweizweite Ausweitung.